Sie befinden sich hier:

Patenschaft für ukrainische Gemeinde Berezhany


Uns wurde geholfen 

Vor 77 Jahren durchlebte Kufstein eine dunkle Zeit. Nach dem eben zu Ende gegangenen Krieg und belastet durch die Ankunft tausender Vertriebener fehlte es in unserer Stadt an allem: Nahrung, Kleidung, Rohstoffen. Vielen fehlte es auch an Hoffnung. Kufsteins Bürger:innen brauchten dringend Hilfe. Und tatsächlich: Uns wurde geholfen! Neben den vielen Initiativen des Marshall-Plans war es vor allem eine bis dahin für Kufstein unbekannte Stadt in der Schweiz, die Stadt Frauenfeld, welche Hilfslieferungen schickte und mehrere Sommer lang dutzende Kufsteiner Kinder, die zum Teil an Unterernährung litten, zu sich in die Schweiz einlud, um sie dort zu verköstigen und ihnen zu zeigen, dass ein besseres Leben möglich war. Viele Frauenfelder Familien nahmen sich damals ein Herz und entschlossen sich, für einige Woche ein paar junge Gäste aus Tirol bei sich aufzunehmen. Freundschaften wurden geknüpft. Heute verbindet Kufstein mit Frauenfeld eine enge Partnerschaft.

Nun ist es an uns, zu helfen 

Die ukrainische Stadt Berezhany (Aussprache: "Bereschani") – etwa 100 km südlich von Lemberg und bis 1918 Teil des Kronlands Galizien im einstigen Habsburgerreich – durchlebt gegenwärtig eine sehr dunkle Zeit. Gebeutelt vom Krieg und belastet durch die Ankunft tausender Vertriebener (vor allem aus dem heiß-umkämpften Bachmut) fehlt es der Stadt aktuell an vielem. Die einst erfolgreiche Glashütte musste den Betrieb einstellen. Tausende Männer wurde eingezogen und viele kehren verwundet oder gar nicht mehr aus dem Osten zurück. Viele Frauen halten die Stadt am Laufen und kümmern sich um die Vertriebenen. Berezhany braucht dringend Hilfe und Kufstein kann helfen!

Ein Plan entsteht 

Die Stadtgemeinde Kufstein ist in engem Kontakt mit der Stadtverwaltung von Berezhany. Im Oktober des Vorjahres besuchte der dortige Bürgermeister Rostyslav Bortnyk, der fließend Deutsch spricht und als Architekt 17 Jahre lang in Österreich tätig war, Kufstein. Gemeinsam wurde folgender Plan entwickelt:

•          Von 20. Juli 2024 bis 3. August 2024 holen wir circa 70 Menschen aus Berezhany für einen zweiwöchigen Erholungsaufenthalt nach Kufstein.

•          Diese Einladung richtet sich ausschließlich an Mütter mit Kindern im Alter von bis zu 14 Jahren.

•          Vor allem richtet sich dieses Angebot an jene, die aus der Ostukraine (z. B. aus Bachmut) vertrieben wurden und in Berschany Zuflucht fanden, aber z. B. auch an Kriegswitwen und  -waisen aus Berezhany.

•          In Kufstein bieten wir den Müttern und Kindern zahlreiche Unternehmungen und Aktivitäten an (z. B. Kochkurse, Ausflüge etc.).

•          Die Stadtgemeinde Kufstein organisiert den Transport von und nach Berezhany und koordiniert die Unterbringung bzw. die Aktivitäten vor Ort.

•          Die Stadtgemeinde Kufstein wird während des Aufenthalts der Gäste auch mehrere Personen im Einsatz haben, die über ukrainische Sprachkenntnisse verfügen und bei Bedarf (falls tatsächlich zu wenig Deutsch- oder Englischkenntnisse vorhanden sind) als Übersetzer:innen jederzeit einsatzbereit sind.

 

Mithilfe der Kufsteiner Bevölkerung 

Wie schon vor 77 Jahren in Frauenfeld, wo sich viele Familien spontan für die Aufnahme von Kufsteiner Kindern entschlossen, kann so ein Hilfsprojekt nur funktionieren, wenn es genügend Mithilfe und Rückhalt von Seiten der Bürger:innen gibt. Voraussetzung für das Gelingen ist auch die Unterstützung unserer lokalen Unternehmen und unserer Kultur-, Sport- und Traditionsvereine. Wie man sich einbringen kann, erfahren Sie hier:

1. Unterbringung bei Gastfamilien

Sehen Sie sich in der Lage, von 20. Juli 2024 bis 03. August 2024 eine ukrainische Mutter mit Kind(ern) bei sich aufzunehmen? Es kann dies eine lebensbereichernde Gelegenheit sein, um jemandem in Not zwei Wochen lang Freundlichkeit und Sicherheit zu spenden oder gar Freundschaften zu schließen.

Da die Stadtgemeinde tagsüber ein (nicht verpflichtendes) Programm für unsere Gäste anbietet, ist es nicht notwendig, dass die Gastfamilien etwa den ganzen Tag lang zur Verfügung stehen. Jedoch wäre es organisatorisch sehr wichtig, wenn Sie gemeinsam mit Ihren Gästen frühstücken und zu Abend essen. Vielleicht besteht die Möglichkeit, voneinander Rezepte für neue Speisen zu erlernen. Nehmen Sie sich ein Herz und schenken Sie diesen Menschen für kurze Zeit Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Gastlichkeit. Zeigen wir ihnen, dass sie nicht allein auf der Welt sind. Wenn Sie Interesse daran haben, als Gastfamilie Teil unseres Hilfsprojekts zu sein, melden Sie sich bitte bis Ende Februar per E-Mail an patenschaft@stadt.kufstein.at

2. Aktivitäten vor Ort

Wir beabsichtigen, für unsere Gäste von 20. Juli 2024 bis 3. August 2024 ein umfangreiches Programm an Ausflügen, Kursen etc. anzubieten – und zwar entweder für die Mütter, für die Kinder oder für beide gemeinsam. Dazu brauchen wir einerseits die Mithilfe von Unternehmen, die einzelne Programmpunkte finanziell unterstützen. Wir brauchen aber vor allem auch viele Freiwillige oder auch Vereine, die sich in der Lage sehen, die ein oder andere Aktivität zu leiten und zu betreuen. Können Sie vielleicht einen eintägigen Kochkurs österreichischer Spezialitäten anbieten? Würden Sie gerne eine Wanderung mit ukrainischen Kindern zum Thierberg oder zum Hechtsee durchführen? Unsere Stadt und ihre Umgebung sind reich an schönen Attraktionen. Zeigen wir diese unseren Gästen! Wir haben viele Sport- und Kulturvereine, viele Institutionen aller Art, denen es wohl nicht schwerfallen würde, einen Tag lang ein buntes, bereicherndes Programm anzubieten. Allen Unternehmen, Vereinen und Privatpersonen, die sich bei der Organisation einbringen wollen, sei herzlich gedankt.

Wenn Sie Ideen haben, mithelfen und unterstützen wollen, melden Sie sich bitte per E-Mail: patenschaft@stadt.kufstein.at.    

 

Gedanken von Rostyslav Bortnyk, Bürgermeister der Stadt Berezhany:

„Im Krieg verliert das Kind die Kindheit und der unschuldigste Erwachsene die Unschuld.” 

Monika Kühn-Görg

Es ist sehr schwierig, über Krieg und all die schrecklichen Dinge und menschlichen Geschichten zu sprechen, die damit verbunden sind. Es scheint, als Ihre Hände fielen und die ersten Anzeichen von Enttäuschung und Verzweiflung auftauchen, und dann erhalten Sie einen Anruf über Hilfsbereitschaft. Nach einem kurzen Gespräch mit den Vertretern der Stadtgemeinde Kufstein öffnet sich Ihnen ein neuer Atem. Im anschließenden Gespräch verstehst du, dass „jemand, der selbst einmal schwierige Zeiten erlebt hat, Verständnis für Ihre Probleme hat“.

In den 17 Jahren, die ich in Österreich als Student und Architekt lebte, habe ich viele Gemeinsamkeiten zwischen der Ukraine und Österreich gesehen. Und ich freue mich besonders, dass meine Stadt Berezhany, wo ich seit meiner Heimatrückkehr Bürgermeister bin, und die Stadt Kufstein aufeinander treffen können. Ich denke, oder ich bin mir sicher, dass unsere Städte viele Gemeinsamkeiten aufweisen können.

Ich verstehe auch vollkommen, dass zum Schutz unserer Familien und unseres Staates vor einem militärischen Aggressor eine kolossale militärische Ressource erforderlich ist, die in der Ukraine praktisch nicht vorhanden ist.  Aber ich bin mir auch sicher, dass die Ukraine aufstehen und ihren gerechten Sieg in diesem ungerechten Krieg erringen wird.

Ich verstehe auch, dass wir durch die zivile humanitäre Hilfe Österreichs und insbesondere der Gemeinde Kufstein dort helfen können, wo Ressourcen für die Verteidigung gegen den russischen Krieg aufgewendet wurden. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wir freuen uns auf ein Miteinander und ein Füreinander. Auch hoffen wir auf gemeinsame Projekte und Initiativen, welche Teil einer besseren Demokratie in Europa zu solch schwierigen Zeiten sein können.

„Freundschaft bewährt sich im Sturm - nicht wenn überall die Sonne scheint.” Steffen Albers


Spendenkonto:

Raiffeisenbank Kufstein
BIC: RZTIAT22358
IBAN: AT10 3635 8000 0860 0249
Verwendungszweck: Spende Hilfsprojekt Ukraine

  • B%c3%bcrgermeister+Rostyslav+Bortnyk%2c+neben+der+von+ihm+entworfenen+Gedenktafel+zu+Kardinall+Dr.+Theodor+Innitzer
  • Stadt+Berezany
  • Stadt+Berezany